Das Konzept von Yin und Yang

Die Theorie

Das Konzept von Yin und Yang entstammt den Ursprüngen der klassischen chinesischen Wissenschaft und Philosophie vor mehr als 2000 Jahren und entwickelte sich zum primären Leitfaden der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Yin-Yang-Theorie ist eine allgemeine, dialektische Logik, die Beziehungen, Muster und Veränderungen erklärt. Yin und Yang als komplementäre Gegensätze werden benutzt, um den immerwährenden Prozess natürlicher Veränderung in einem untrennbaren Ganzen nach folgenden Prinzipien zu erklären:

Diese in einem niemals endenden Zyklus ablaufenden Veränderungen werden in wunderbarer Weise durch das Tàijí Tú Symbol Yin & Yang symbol (Chinese Taijitu) veranschaulicht.

Yin-YangSymbolik und Eigenschaften

Yang repräsentiert die Eigenschaften mit hoher Energie: Helligkeit, Hitze, Anregung, Bewegung, Aktivität, Erregung, Vitalität, Zunahme, das Äußere, das nach oben und auswärts Gerichtete.

Yin steht dagegen für Größen mit niedrigem Energiegehalt und ist eher verbunden mit der physikalischen Form eines Objektes. Es symbolisiert Kälte, Ruhe, Empfänglichkeit, Passivität, Dunkelheit, Abnahme, das Innere, das nach unten oder einwärts Gerichtete.

Wichtige Eigenschaften von Yin- und Yang-Paaren sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

Äußeres Erscheinungs­bild Yin Yang
Allgemeine Eigenschaften negatives Naturprinzip, abfallend positives Naturprinzip, aufsteigend
Erscheinungs­form körperlich, eher materiell, dicht nicht körperlich, eher energetisch
Transformation wachsend, bildet Substanz, formend hervorbringend, Energie erzeugend
Aktion Ruhe, passiv Bewegung, aktiv
Geschwindig­keit langsam schnell
Richtung einwärts, zusam­men­ziehend,
Westen (Sonnen­unter­gang),
nach rechts
nach außen, Expansion,
Osten (Sonnen­aufgang),
nach links
Position unterhalb,
Nordseite eines Berges,
Südufer eines Flusses,
oberhalb,
Südseite eines Berges,
Nordufer eines Flusses,
Ort Erde Himmel, Weltraum
Zeit Nacht Tag
Form flach rund
Beschaffenheit weich, nachgebend hart, fest
Licht dunkel, schattig hell, sonnig
Temperatur kalt heiß
Himmelskörper Mond Sonne
Physiologische Funktion inhibierend, besänftigend anregend
Geschlecht weiblich männlich
Anderes naß, Wasser; diffus, trüb trocken, Feuer; klar

Die medizinische Anwendung

Das Konzept von Yin und Yang mit ihrer Beziehung gegenseitiger Kontrolle, ihrer Eigenständigkeit und Abhängigkeit, ihrer Umwandlung und Erzeugung bildet einen ausgeklügelten Rahmen für die Traditionelle Chinesische Medizin. Die Yin-Yang-Theorie wird umfassend auf anatomische Strukturen, physiologische Phänomene und pathologische Veränderungen des menschlichen Körpers angewandt. Das Verstehen und Beeinflussen des relativen Verhältnisses von Yin und Yang bildet die Grundlage für Diagnose und Therapie von Krankheiten.

Die Lebensenergie (Yang) des Körpers wird durch seine physikalische Form (Yin) genährt, während letztere durch die Lebensenergie erzeugt und erhalten wird. In einem gesunden Körper befinden sich die physiologisch wirksamen stimulierenden (Yang) und dämpfenden (Yin) Kräfte in einem harmonischen, dynamischen Gleichgewicht gegenseitiger Kontrolle, bei dem sich die relativen Werte von Yin und Yang in gewissen Grenzen kontinuierlich verändern. Wenn das Eine zunimmt, verringert sich das Andere, und umgekehrt. Harmonie liegt vor, wenn Yin und Yang relativ ausgeglichen sind, sonst Disharmonie mit Störung des Gleichgewichts.

Eine zu starke Veränderung von Yin und Yang verursacht ernste Gesundheitsprobleme. Das übermäßige Absinken - also der Mangel - des einen Aspekts, beispielsweise bei den Grundsubstanzen, impliziert den Überschuss des anderen und schwächt den ersten weiter. Auf Dauer kann keine Disharmonie vorliegen, diese muss sich entweder ausgleichen oder Yin und Yang werden gänzlich getrennt, was das Ende der Existenz bedeutet. Der Ausgleich kann dabei langsam erfolgen, was im medizinischen Sinne der Heilung oder Therapie entspricht, oder auch plötzlich im Sinne des medizinischen Schocks, wobei der Körper von einem Extrem ins andere verfällt.

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